Seelenbilder

Leere

Beschreib mir das, was nicht da ist. Und doch so viel Raum einnimmt.

Beschreib mir das, dem du auszuweichen versuchst. Das du füllen willst. Mit unnötigen, überflüssigen Dingen, die du nicht brauchst. Die dir mehr schaden als nutzen. Die du nur anschleppst, um der Leere zu entgehen. Dem Nichts, das auf dir lastet. Das so viel Macht hat, dass du nur fliehen willst. Doch es nicht vermagst.

Wie sieht es aus, das große Nichts? Ist es schillernd oder matt? Klingt es oder ist es stumm? Gar verstummt?

Erzähl mir von dem, was keine Worte hat.

Erzähl mir von dem, was lieber ungesagt bleiben will. Oder sollte. Glaubst du.

Erzähl mir von dem Nichts, das schreiend aus dir auszubrechen versucht. Das du mit aller Kraft kontrollierst. Ohne dass du es weißt.

Erzähl mir davon. Wie es aussieht, wie es riecht, wie es sich anfühlt.

Hat es Hände, die dich streifen? Hat es ein Gesicht? Macht es Töne? Eine sanfte Melodie oder ein knorriges Gurren, das dir Gänsehäute macht?

Erzähl mir von dem, was unaussprechlich ist.

Von der grauen Leere, neblig und trüb. Die sich unaufhaltsam bewegt, von Wand zu Wand stößt. Ein Orkan, der sich nicht entladen, ein Vulkan, der nicht ausbrechen kann. Schrille Farblosigkeit. Ein stummer Schrei, der niemals verhallt. Du hältst dir die Ohren zu. Doch sinnlos. Und du weißt es.

Die Leere. Sie regiert dich. Sie hat die Macht. Niemand hat sie je gesehen, doch alle wissen um sie. Wispern Unaussprechliches, hinter vorgehaltener Hand.

Hinter Farben versteckt sie sich. Und unter Klängen. Tarnt sich in Formen. Benutzt Gezeiten. Und bleibt doch leer.

Plötzlich ist Stille. Der Nebel legt sich. Sanft auf den Boden. Trennt das Grau vom Grau. Wärmt das Schale, übertüncht die Mattigkeit.

Stille. Ein Vakuum fast. Teilchen bewegen sich in Zeitlupe. Lichtgeschwindigkeit entschleunigt. Lichtjahre sind nahe. Der Atem hält an. Fast.

Du schaust dich um. In der Leere. Im Nichts. In der Unendlichkeit. Ein Korken knallt. Ohne Ton. Schaum ist farblos.

Und nun?